SCHWEIZER CUP
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Absteiger FCZ gewinnt den Cup

Sonntag, 29. Mai 2016 / 18:23 Uhr
aktualisiert: 21:47 Uhr

Vier Tage nach dem Abstieg tröstet sich der FC Zürich ein wenig: Er wird dank des 1:0 im Final gegen Lugano auf dem heimischen Letzigrund zum neunten Mal Cupsieger.

Glücklicher Moment am Tiefpunkt: Der FC Zürich nach der Pokalübergabe.

Die Entscheidung fiel kurz vor der Pause. Nach einem Corner konnte Luganos Keeper Salvi den Ball nicht festhalten und Sangoné Sarr konnte aus fünf Metern einschieben (41.). Die Tessiner reklamierten ein Foul am Torhüter im Fünfmeterraum, doch war der FCZ-Stürmer Alexander Kerschakow korrekt und mit dem Rücken zum Gegner hochgesprungen.

Der Zürcher Vorteil hatte sich zunächst nicht abgezeichnet. Die Bianconeri, offenkundig beseelt vom überraschenden Ligaerhalt, beherrschten den angezählten Kontrahenten. Anastasios Donis (6.) verpasste früh eine erstklassige Chance. Und in der 33. Minute scheiterte Mattia Bottani mit einem Foulpenalty an Anthony Favre, den der Zürcher Goalie selber verschuldet hatte.

Sekunden nach seinem Fehler setzte der Romand mit seinem Big Save einen womöglich entscheidenden Akzent. Die Tessiner verloren an Fahrt, Zürich hingegen legte spürbar zu - nach dem glückhaften 1:0 ohnehin. Und selbst von den verletzungsbedingten Ausfällen der beiden Leader Burim Kukeli und Gilles Yapi liess sich der FCZ nicht (mehr) stoppen.

In der zweiten Hälfte glich sich die Partie aus. Lugano versuchte Druck aufzusetzen, hatte mehr Ballbesitz, aber nur wenige Chancen. Die beste vergab Donis bei seinem Schlenzer an den Pfosten (62.). Der FCZ stand bei einigen gefährlichen Kontern einem zweiten Tor nahe. Kerschakow beispielsweise traf nach 57 Minuten ebenfalls nur den Pfosten.

Auf jeden Cent angewiesen

Lugano fehlte letztlich nicht die Kraft, sondern weitgehend das Format, den künftigen Zweitligisten nachhaltig unter Druck zu setzen. Zdenek Zeman führte die höchst mittelmässig bestückte Squadra zwar unter die Top 9 der Super League, ein Coup wie 1993 (4:1 gegen GC) blieb dem ergrauten Maestro verwehrt. Er bleibt in seiner langen Trainerkarriere ohne Titel.

Zürich wird nach einem Sommer der angekündigten Besinnung und Umstrukturierung als prominentester Vertreter der Challenge League in der Gruppenphase der Europa League fortfahren. Unter Umständen pendelt die Equipe in ein paar Monaten zwischen Manchester und Le Mont. Der europäische Bonus von 2,5 Millionen Euro ist vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht Gold wert. In seiner aktuellen Lage ist der Verein auf jeden zusätzlichen Cent angewiesen.

Kein freundlicher Empfang

Die Ambiance fühlte sich bizarr an - wohl für alle Beteiligten. Ausgelassene Freude kam nicht auf, zu sehr drückt der Fall in die sportliche Anonymität auf das Gemüt der Protagonisten. Und nach dem Schlusspfiff? Sofort der kräftige Applaus? Positive Emotionen? Mitnichten - zwischen zwei Sektoren bekämpften sich unmittelbar nach Spielschluss einige Zürcher Fan-Gruppierungen. Pfiffe, Schläge, Tritte. Es war nur eine Minderheit, die sich für einen Moment in den Vordergrund drängte; aber sie senkte die Laune. Besinnung tut gut und im Fall einiger Fanatiker dringend Not.

Das bizarre Ende hatte sich irgendwie angekündigt. Denn was ein Teil der Kurve vom eigentlichen Cup-Festtag hielt, wurde deutlich, als schon vor dem Anpfiff im Minutentakt schwere Knallkörper detonierten: wenig, bis nichts. Ihr Gruss an die Spieler war kein freundlicher: «Gewinnt den Final, geht nach Hause und schämt euch weiter!»


Lugano - Zürich 0:1 (0:1)
Letzigrund, Zürich. - 21'500 Zuschauer. - SR Bieri. - Tor: 41. Sarr 0:1.

Lugano: Salvi; Veseli, Datkovic, Urbano, Jozinovic; Sabbatini (60. Crnigoj), Piccinocchi, Rey; Alioski (56. Tosetti), Anastasios Donis (70. Rossi), Bottani.

Zürich: Favre; Koch, Nef, Kecojevic, Kukeli (20. Grgic); Sarr, Yapi (52. Cabral), Vinicius; Buff (74. Chiumiento); Bua, Kerschakow.

Bemerkungen: Lugano ohne Djuric (gesperrt), Culina und Padalino. Zürich ohne Brecher, Etoundi, Alesevic, Schönbächler, Kleiber, Sanchez und Brunner. Kukeli und Yapi verletzt ausgeschieden. 33. Favre hält Foulpenalty von Bottani. Pfostenschüsse: 57. Kerschakow, 62. Anastasios Donis (Schuss von Torhüter Favre abgelenkt). Verwarnungen: 17. Sarr (Foul), 32. Favre (Foul), 41. Sabbatini (Reklamieren), 71. Buff (Hands), 73. Rossi (Foul), 82. Veseli (Foul), 92. Vinicius (Spielverzögerung), 92. Rey (Foul).
(cam/Si)


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