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Eishockey: Starkes Power- und Boxplay sowie Kaltblütigkeit im Abschluss

Freitag, 6. April 2001 / 20:57 Uhr

Mlada Boleslav - Die «zweite Garnitur» der Schweizer Eishockey- Nationalmannschaft setzte sich gegen Tschechien in Mlada Boleslav überraschend mit 4:2 (2:0, 1:0, 1:2) durch. 21 Spieler des Teams von Ralph Krueger verschärften damit den Konkurrenzkampf um einen Platz im Schweizer Kader für die WM in Deutschland vom 28. April bis 13. Mai.

Je zwei Skorerpunkte steuerten der Verteidiger Goran Bezina sowie die Stürmer André Rötheli und Ivo Rüthemann bei. Letzterer benötigte nur gerade 74 Sekunden, um die Schweiz in Führung zu bringen.

Es war der erst dritte Auswärtssieg einer Schweizer A- Nationalmannschaft gegen Tschechien und der erste seit 1938. Die Schweizer waren defensiv tadellos und im Abschluss kaltblütig. Schliesslich wurden die ersten beiden Überzahlspiele zu einem schmeichelhaften 2:0-Vorsprung gegen die im Startdrittel krass dominierenden Tschechen ausgenützt.

Überhaupt funktionierten bei den Schweizern die Special-Team- Situationen erstaunlich gut. Erst im fünften Unterzahlspiel mussten die Schweizer den ersten Gegentreffer hinnehmen, als Martinek den starken Schweizer Keeper Martin Gerber überwand (43.).

Aus dem Spiel heraus sorgten zudem die Ambri-Stürmer Demuth und Lachmatow für die Tore Nummer 3 und 4 der Schweizer. Der gebürtige Ukrainer Witali Lachmatow, der als 13. Stürmer zum Zuge kam, krönte sein Nationalmannschafts-Debüt mit einem Tor. Lachmatow war einer von insgesamt sieben Schweizer Neulingen im Team von Ralph Krueger. Bei Tschechien wirkten acht Debütanten mit, aber auch immerhin vier Spieler, die im letztjährigen Weltmeisterteam gestanden hatten.

Aus dem Schweizer Kollektiv ragten der junge Berner Verteidiger David Jobin und Goalie Martin Gerber heraus. Doch Krueger fand auch lobende Worte für Routinier André Rötheli: «Er war unser Steuermann im Powerplay und leitete die beiden ersten Überzahl-Tore durch seine Abgeklärtheit ein.»

Tschechien-Trainer Josef Augusta fiel auch auf: «Wir haben das Spiel in den Special-Team-Situationen verloren. Immerhin könnnen wir jetzt abschätzen, was uns an der WM in Deutschland gegen diesen Gruppengegner erwartet.» Krueger wiederum stellte fest, dass für jeden Tschechen der letzte Ernstkampf maximal zweieinhalb Wochen zurück lag. «Bei uns gab es dagegen mehrere Akteure, die seit über einem Monat ohne Spielpraxis waren.» Umstellungsbedarf hat in dieser Hinsicht beispielsweise noch der Zuger Abwehr-Routinier Patrick Sutter, der in der ersten Spielhälfte als letzter Mann wiederholt zu leichtsinnig agierte.

Ralph Krueger schätzt sich aber glücklich, dass sich durch die Schweizer Leistung vom Freitag der Kampf um die WM-Plätze verschärft hat. Rund 15 WM-Kandidaten hat Krueger noch in der Hinterhand. Deshalb wird für sechs bis sieben Schweizer Spieler nach dem Testspiel II gegen den Weltmeister und Olympiasieger (heute Samstag um 17.30 Uhr in Pribram) die Saison beendet sein.

Riesen kommt am Donnerstag

In der nächsten Woche werden zumindest einmal die für einen WM-Platz in Frage kommenden Playoff-Finalisten von Zürich und Lugano zum Kader stossen. Laut Krueger hat Edmonton auch die Freigabe für seinen erfolgreichen Farmteam-Stürmer aus Hamilton gegeben. So soll Michel Riesen am Donnerstag im Krueger-Team eintreffen.

Für die Schweiz war es der erste Sieg über Tschechien seit dem 5:3 vom 2. April 1998. Damals hatte das Krueger-Team in der identischen WM-Vorbereitungsphase (auf die Heim-WM) im Rahmen einer Testspielreise in Timmins (Ka) gegen die Tschechen mit 5:3 gewonnen. Das ist mittlerweile der dritte Sieg aus den letzten zwölf Spielen oder seit zehn Jahren. Insgesamt hat die Schweiz gegen Tschechien im 91. Vergleich erst zum 16. Mal das Eis als Sieger verlassen. Am 9. Dezember 1938 hatte die Schweiz in Prag 1:0 gewonnen.

Tschechien - Schweiz 2:4 (0:2, 0:1, 2:1)

Mlada Boleslav. -- 1000 Zuschauer.
SR: Schimm (De), Badal/Pouzar (Tsch).
Tore: 2. (1:14) Rüthemann (Rötheli/Ausschluss Richter) 0:1. 19. Sutter (Bezina, Rötheli/Ausschluss Milan Prochazka) 0:2. 34. Demuth (Bezina, Rüthemann) 0:3. 44. Martinek (Ausschluss Sutter) 1:3. 48. Lachmatow (Wichser, Jobin) 1:4. 58. Cajanek (Pilar) 2:4.
Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Tschechien, 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Tschechien: Hudacek; Richter, Martinek; Holik, Havir; Pilar, Nikolov; Nosek, Philipp; Vostrak, Cajanek, Vlasak; Kotalik, Nedorost, Pivko; Kubincak, Piros, Matejovsky; Jenacek, Plekanec, Milan Prochazka.
Schweiz: Gerber; Jobin, Steinegger; Bezina, Sutter; Höhener, Hänni; Rolf Ziegler; Reichert, Plüss, Wichser; Demuth, Rötheli, Rüthemann; Schneider, Rizzi, Paterlini; Duca, Chatelain, Mouther; Lachmatow.
Bemerkungen: Schweiz ohne Pavoni (überzählig). -- Powerplays: Tschechien 1/5, Schweiz 2/4. -- 59:13 Timeout Tschechien.
(kil/sda)