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Schweizer auf direktem WM-Kurs

Dienstag, 10. September 2013 / 19:26 Uhr
aktualisiert: 23:34 Uhr

Stilsicher wie kaum je zuvor in der aktuellen WM-Kampagne haben die Schweizer auswärts Norwegen 2:0 besiegt. Dank Fabian Schärs Doublette ist der Startplatz an der nächsten Endrunde in Brasilien in Griffnähe.

Eine gute Teamleistung brachte den Sieg für die Nati.

Mit zwei nahezu identischen Szenen legten die Schweizer die Norweger regelrecht lahm. Rückkehrer Gökhan Inler trat zwei präzise Freistossbälle, Fabian Schär lenkte die perfekt getimten Vorlagen des Captains zum 1:0 (12.) und 2:0 (51.) am chancenlosen Keeper Jarstein vorbei. Die Doublette FCB-Verteidigers löste beim vermeintlich stärksten Herausforderer in der Gruppe E eine kollektive Resignation aus.

Dass die Gastgeber von einem 21-Jährigen im Prinzip mit den eigenen Stilmitteln ins Offside manövriert wurden, setzte ihnen spürbar zu. Eine vernünftige Reaktion blieb praktisch aus. Mit dem Effort Schärs hatte offenbar kein Norweger ernsthaft gerechnet. Hitzfelds Team geriet jedenfalls kaum mehr unter Druck. Im Gegenteil: Valentin Stocker und Xherdan Shaqiri vergaben weitere Chancen zu einem noch komfortableren Ergebnis.

Derweil die Nordeuropäer nach der erst dritten Heimniederlage in der gesamthaft über zwölfjährigen Ära von Egil "Drillo" Olsen zu verkraften haben und nun in heikler Position um einen Platz in der Barrage werden ringen müssen, liessen sich die Schweizer ihren über 2000 Anhängern minutenlang feiern. Sie beantworteten die berechtigte Kritik der letzten Tage mit einer Performance, die zu einer Equipe mit seriösen WM-Ambitionen passt.

Wieder Tritt gefasst

Nach einer öffentlich ziemlich intensiven und zuletzt auch internen Debatten fand die SFV-Auswahl im aus ihrer Optik optimalen Zeitpunkt wieder den Tritt. Nach der Dialogfähigkeit - Inler und Benaglio schoben am Sonntagabend eine Aussprache an - demonstrierten die Schweizer nun eine mentale und spielerische Stabilität, die ihnen diverse Experten nach den Turbulenzen am vergangenen Freitag bereits abgesprochen hatte.

Aufzuhalten ist der Gruppenerste an den verbleibenden Spieltagen in Albanien und gegen Slowenien nun mutmasslich kaum mehr - ganz so, wie es Bayerns Jungstar Xherdan Shaqiri im Vorfeld formuliert hatte: "Schlagen wir Norwegen, sind wir fast nicht mehr zu stoppen." Selbst der im Regelfall eher vorsichtige Hitzfeld hält einen späten Einbruch auch für nahezu ausgeschlossen: "Bewegen wir uns auf dem Optimum, qualifizieren wir uns automatisch."

Die schwer geschlagenen Norweger kommen wie Albanien (1:2 gegen Island) für den Gruppensieg nicht mehr in Frage. Verfolger Island zwei Runden vor Schluss fünf Punkte zurück, die aufkommenden Slowenen bereits sechs. Im günstigsten Fall steht die dritte WM-Teilnahme in Serie bereits mit einem positiven Ergebnis in Tirana am 11. Oktober fest - nach sportlichem Ermessen ist ein später Einbruch im Prinzip ausgeschlossen.

Schärs magistraler Abend

Schär prägte den Abend in Oslo wie kein Zweiter auf dem Rasen. Nach seinem ersten erfolgreichen Abschluss verschuldete er mit einem "Blackout" (26.) eine längere Phase der Fehler und Unsicherheiten - ohne Not liess sich Schär von Elyounoussi den Ball abnehmen. Benaglio, Rodriguez und Von Bergen verhinderten in höchster Not den Ausgleich. Und Schär wirkte nach seinem Lapsus bis zur Pause wie ein taumelnder Boxer.

Es ist dem Basler hoch anzurechnen, dass er im erst dritten Länderspiel seiner Karriere, die Schwankungen der ersten 45 Minuten mental verarbeitete und eben nicht stürzte, sondern dank seiner ausgeprägten Stärke im Luftkampf für ein weiteres Highlight sorgte. So sehr er temporär die taktische Ordnung gefährdet hatte, Schär zwang den Kontrahenten letztlich nahezu im Alleingang in die Knie.

Seine Bilanz im Nationalteam ist phänomenal. 153 Minuten nur benötigte der Super-League-Aufsteiger der letzten Saison für drei Treffer. Hitzfeld erkannte den Wert des Ostschweizers schon früh. Spätestens nach der Verletzung Djourous und seit der erheblichen Formbaisse Senderos' nahm er in der Personalplanung des SFV-Selektionärs eine wichtige Rolle ein. Wie viel Hitzfeld von ihm hält, verdeutlicht die Tatsache, dass er trotz mehreren unvorteilhaften Aktionen im turbulenten Duell mit Island am Emporkömmling festhielt.

"Er verfügt über ein Riesenpotenzial. Deshalb habe ich ihm ja auch das Vertrauen geschenkt", freute sich Hitzfeld über seinen klugen Entscheid. Die eine missratene Aktion nach dem 1:0 mochte der Nationalcoach angesichts des perfekten Resultats und des mehrheitlichen überragenden Auftritts von Schär selbstredend nicht überbewerten: "Er ist unser Matchwinner. Dass ihm in gewissen Situationen noch die Erfahrung fehlt, ist normal. Ich bin wegen ihm nicht nervös geworden."

Der Captain spurte vor

Hitzfelds Einschätzung ist zu teilen - ebenso wie sein Nachschub: "Keiner ist abgefallen, das war wichtig. Sonst hätten wir Probleme bekommen." Von allfälligen Spuren des enttäuschenden 4:4-Remis gegen Island war in der Tat nichts mehr erkennbar. Die mehrheitlich gut positionierten Schweizer kontrollierten einen Gegner, der sich wegen seiner fehlenden Präzision im Aufbau und mit einer unüblich hohen Fehlerquote aber auch selber schwächte, nahezu problemlos.

Bis auf einen frühen Standardball, der im Strafraum von Benaglio ein paar Sekunden der Konfusion auslöste, und die Unruhe nach dem (einzigen) Lapsus von Schär gestand der Leader dem zunehmend ideenlosen Herausforderer nichts zu. Mit ihrer Stilsicherheit beeindruckte Hitzfelds Equipe alle - auch den Chef an der Linie: "Es war spielerisch und taktisch wohl die beste Partie der Ausscheidung."

Die Balance stimmte, die Ballsicherheit war überdurchschnittlich - notabene gegen ein Team, das vor eigenem Publikum kaum je einen Ernstkampf verliert und immerhin um die letzte Chance spielte, die Kampagne auf Platz 1 abzuschliessen. Zur Rückkehr auf ein gehobenes Defensiv-Niveau trug Gökhan Inler im Mittelfeldzentrum ebenso bei wie die Stocker und Shaqiri in den beiden Couloirs. Der Captain spurte die Linie zum Erfolg nicht nur seiner beiden Assists wegen vor - und seine Mitspieler folgten ihm auf gleichem Level.

Norwegen - Schweiz 0:2 (0:1)
Ullevaal, Oslo. - 16'631 Zuschauer. - SR Webb. - Tore: 12. Schär (Inler) 0:1. 51. Schär (Inler) 0:2.

Norwegen: Jarstein; Ruud, Björdal, Hangeland, Högli (70. Elabdellaoui); Nordtveit; Braaten, Eikrem (64. Jensen), Johansen, Elyounoussi; Pedersen (22. King).

Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, Schär, Von Bergen, Rodriguez; Behrami, Inler; Shaqiri (90. Dzemaili), Xhaka (94. Senderos), Stocker (74. Fernandes); Seferovic.

Bemerkungen: Schweiz ohne Schwegler (verletzt) und Djourou (rekonvaleszent). Schweizer Ersatzspieler: Wölfli, Sommer, Ziegler, Senderos, Barnetta, Dzemaili, Gavranovic, Lang, Drmic, Zuber, Klose. Verwarnung: 74. Ruud (Foul).
(fest/Si)


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