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Sepp Blatter will nicht zurücktreten

Montag, 28. September 2015 / 23:40 Uhr
aktualisiert: 29. September 2015 / 10:16 Uhr

Sepp Blatter spricht trotz des Strafverfahrens gegen ihn weiterhin nicht vom Rücktritt als FIFA-Präsident. Sein potenzieller Nachfolger Michel Platini äusserte sich schriftlich zu den umstrittenen Millionen-Zahlungen, die er von Blatter erhalten hat.

Gegen Sepp Blatter wurde ein Strafverfahren eröffnet.

Blatter betonte am Montag in einer Rede vor Mitarbeitern in Zürich, nichts Illegales getan zu haben. Sein Anwalt Richard Cullen berichtete, sein Mandant habe die Beschäftigten informiert, dass er mit den Behörden kooperiere und er bis zur Wahl im kommenden Februar Präsident bleiben wolle.

Im FIFA-Bestechungsskandal war der 79-Jährige am Freitag von Schweizer Ermittlern verhört worden. Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung (Verkauf von TV-Rechten weit unter Wert) und Veruntreuung (Zahlung von 2 Mio. Franken an Michel Platini) eröffnet. Weiterhin unklar ist, wann die FIFA-Ethikkommission Ermittlungen und mögliche Konsequenzen gegen den eigenen Präsidenten oder Platini publik macht. Eine Suspendierung Blatters hätte den vorzeitigen Amtsverlust des 79-Jährigen zur Folge.

Zu den Vorwürfen gegen Blatter äusserte sich dessen Anwalt am Montag kaum. Die Zahlung an Platini sei wegen dessen Tätigkeit als Berater erfolgt und wegen nichts anderem, sagte Cullen. Angaben über die ebenfalls umstrittene Geschäftsbeziehung zum ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner, dem Blatter TV-Rechte weit unter Marktpreisen überlassen hatte, machte Cullen nicht. Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen werde Blatter keine weiteren Fragen beantworten, schloss die Erklärung des Anwalts.

Der Brief

UEFA-Boss Platini erklärte in einem in drei Sprachen verschickten Brief an die europäischen Mitgliedsverbände, sich wegen der umstrittener Millionen-Zahlungen durch Blatter der FIFA-Ethikkommission stellen zu wollen. «Dieses Einkommen habe ich den zuständigen Behörden vollumfänglich und wie gesetzlich vorgesehen deklariert», hiess es in dem Schreiben.

Platini erklärte erneut, den Betrag von zwei Millionen Franken als Angestellter der FIFA von 1998 und 2002 verdient zu haben. «(...) und nachdem erste Teilbeträge bezahlt worden waren, erfolgte im Februar 2011 die Auszahlung des ausstehenden Betrags in der Höhe von zwei Millionen Franken», schrieb Platini. Der 60-jährige Franzose ging mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht näher ins Detail. Somit bleibt unklar, warum er für seine Dienste auch noch knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde. 2011 hatten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Walliser im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam unterstützt.

Bis zu dem von der Schweizer Bundesanwaltschaft eingeleiteten Strafverfahren gegen Blatter galt Platini als Topfavorit auf die Nachfolge seines früheren Intimus. Sollte auch Platini zum Beschuldigten werden, wäre seine Bewerbung hinfällig. «Ich bin mir bewusst, dass diese Ereignisse mein Bild in der Öffentlichkeit und meinen Ruf beeinträchtigen können, und damit auch das Bild der UEFA», schrieb der Franzose weiter. Der frühere Spielmacher war am Freitag im Zuge der FIFA-Korruptionsaffäre befragt worden, «jedoch nicht als Beschuldigter, sondern als Auskunftsperson». Weiterhin betonte Platini, er sei keines Fehlverhaltens beschuldigt worden.
(fest/Si)


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